Echtzeitstrategiespiel mit modernem Hintergrund. Angesichts der Ereignisse in den USA hat sich JoWooD mit dem Veröffentlichungstermin des aktuellen Echtzeitstrategiespiels "World War III Black Gold" etwas zurückgenommen und das Spiel ein wenig entschärft. Dennoch werden unverblümt echte oder zumindest real erscheinende Konflikte mit dem aktuellen Waffenarsenal der Supermächte durchgespielt.
Die Spieloberfläche unterscheidet sich nicht besonders von dem Urahnen des Genres Command & Conquer - auch hier müssen Fabriken, Fördertürme (diesmal geht es um Öl), Kraftwerke und Landebahnen gebaut werden. Um sein Arsenal aufzurüsten, kann man auch Waffenforscher beauftragen, die bestehenden Fähigkeiten der Waffen auszubauen bzw. neue zu erfinden. Zur besseren Übersicht gibt es eine vergrößerbare Karte mit verschiedenen Sichten, die beispielsweise erkannte Gegner, die eigenen Einheiten und die Topographie zeigt.
Ein limitierender Faktor ist nicht nur die Ölförderung, die Stromversorgung der eigenen Gebäude und Verteidungsstellungen, sondern auch das Geld, das für die Waffen und Gebäude insgesamt zur Verfügung steht. Dem genretypischen Problem, den Gegner mit einer Vielzahl schnell produzierter billiger Einheiten den Garaus zu machen, wird so wirkungsvoll entgegnet. Interessant ist nicht nur in diesem Zusammenhang das Fehlen sämtlicher Infanterieeinheiten außer mechanisierter Einheiten.
Die bestellten Waffen und sonstiges Gerät werden per Helikopter oder bei schwerem Gerät mittels Transportflugzeug und geeigneter Landebahn herangeschafft. Die Anflugsrichtung des Nachschubs kann per Mausklick geändert werden, um die Transporter beispielsweise nicht über feindliche Flakstellungen fliegen zu lassen. Eine gute Angriffsstrategie gegen eine stark gesicherte Festung ist es deshalb auch, weitflächig um den Gegner Flugabwehrstellungen zu installieren. Schaltet man zudem die Stromversorgung aus, befindet sich eine einstmals furchterregende Basis nur noch im Abwehrkampf und kann ausgehungert werden.
World War III basiert auf der Grafikengine von Earth 2150 und seines Nachfolgers The Moon Project, wurde aber hinsichtlich Detailgrad und Sichtenauswahl verbessert. Man kann aus einer Draufsicht einen Kameraschwenk samt Zoom durchführen, der dann letztlich die Spielfiguren detailliert von der Seite aus zeigt. Das Terrain ist mit vielen Erhebungen und Senken, Flüssen und Steppen ausgestattet und hat einen Einfluss auf Fahrgeschwindigkeit und die Möglichkeit, neue Gebäude anzulegen. Dank Baufahrzeugen kann man jedoch Geländeunebenheiten ausgleichen, Schützengräben ausheben und Brücken bauen.
Im Spiel kann man zwischen den Kriegsparteien USA, Russland und Irak wechseln - allerdings muss erst die amerikanische Kampagne gewonnen werden, bevor man sich den anderen Seiten widmen kann. Neben unterschiedlichen Einheiten gibt es auch strategische Unterschiede, die man je nach Nationalität berücksichtigen muss. So verfügen die Irakis zwar über schnelle, dafür aber wenig gepanzerte und nur unzureichend bewaffnete Einheiten, mit denen jedoch Feuerüberfälle gegen die Feindstrukturen leicht durchführbar sind, während die USA zwar über hervorragendes, dafür aber teures Kriegsmaterial verfügen und die russischen Einheiten zwar auf technologisch besserer Basis agieren als die der Iraker, aber wesentlich reparaturanfälliger als die amerikanischen sind.
Die einzelnen Einheiten können wie in Echtzeit-Strategiespielen üblich, angewiesen werden, in Formation zu fahren, Positionen zu halten, einen Feind zu verfolgen oder ein Objekt zu begleiten. Eine Gruppenzusammenfassung fehlt ebenso wenig wie die Möglichkeit, mit einem Scoutfahrzeug autonom einzelne Kartenbereiche zu erkunden.
Im Spiel sind auch Waffen wie ballistische Raketen und Sprengkommandos enthalten. Gegenmittel gegen ballistische Waffen sind nicht auf allen Seiten vertreten, die USA haben die bekannten Patriot-Raketen und eine satellitengestütze Abwehr. Radargestützte Aufklärung kann mittels Störsendern unterbrochen werden, Flugfahrzeuge mit Raketen und Flak bekämpft und Bodenziele mit Flächen- oder Einzelbombardements bekämpft werden.
Fazit: WWW III Black Gold ist zwar grafisch durch viele nette Effekte wie die Geländedeformation, Tag- und Nacht- sowie Wettersimulation und zahlreiche frei wählbare Perspektiven optisch reizvoll - spielerisch hat es jedoch gegenüber den üblichen Command & Conquer-Klons nichts fundamental Neues zu bieten. Auch hier werden Rohstoffquellen erobert, ausgebeutet und durch stationäre wie mobile Kräfte gesichert. Der Gegner hat etwas dagegen und greift mehr oder minder schlau an.
Ob es spielerisch interessanter ist, mit realer Militärmaschinerie gegeneinander oder den Rechner anzutreten, mag jeder Interessent selbst beurteilen, eine Bereicherung erfährt das Spiel dadurch nicht.