Zum Hauptinhalt Zur Navigation

Angetestet: Erste Smartphones von Handspring mit PalmOS

2 Modelle mit Monochrom-Display für Anfang 2002 angekündigt; Farb-Modelle folgen. Mit Handspring will erstmals ein PDA-Hersteller nun auch im Handy-Markt Fuß fassen, indem mit PalmOS ausgestattete Smartphones angeboten werden. Erste Gerüchte über zwei Smartphones aus dem Hause Handspring tauchten bereits Ende August auf. Der Hersteller bestätigte diese Informationen nun: So will Handspring englischsprachige Geräte mit monochromem Display Anfang 2002 auf den Markt bringen. Im März nächsten Jahres sollen dann auch deutschsprachige Geräte folgen. Im Sommer 2002 sind dann auch Varianten mit Farb-Display geplant.
/ Ingo Pakalski
Kommentare News folgen (öffnet im neuen Fenster)

Mit den beiden Smartphones eröffnet Handspring eine neue Produktreihe, die nun auf den Namen Treo hört. Das stahlblaue Treo 180g wird, wie bei PalmOS-Organizern üblich, ein Graffiti-Feld besitzen, während das Treo 180 mit einer Mini-Tastatur ausgestattet ist. Von den übrigen Leistungsdaten unterscheiden sich die beiden Geräte nicht und bieten zahlreiche von der Visor-Reihe bekannte erweiterte Funktionen gegenüber dem normalen PalmOS, wie ein erweiterter Kalender, ein umfangreicher Taschenrechner sowie eine grafische Weltzeituhr.

Beide Geräte besitzen einen monochromen Touchscreen mit 16 Graustufen, der etwas kleiner als der Bildschirm in den Visor-Modellen ist, was aber nur im direkten Vergleich auffällt und nicht stört. Die Auflösung von 160 x 160 Bildpunkten bleibt bestehen, ebenso leider die inverse Hintergrundbeleuchtung. Als Betriebssystem kommt ein von Handspring angepasstes PalmOS in der Version 3.5.2H zum Einsatz, das größtenteils dem Leistungsumfang von PalmOS 4.0 entspricht.

Angetrieben werden die 153 Gramm wiegenden Treo-Modelle von einem 33-MHz-Dragonball-Prozessor, dem 16 MByte Speicher zur Seite stehen, wie man es bislang nur vom Visor Pro kennt. Verzichtet wurde aus Platzgründen auf einen Springboard-Steckplatz, wie man es von der Visor-Reihe kennt. Leider haben sich die Gerüchte über den Einsatz eines SD-Card-Steckplatzes nicht bewahrheitet, so dass die neuen Geräte keine Aufrüstungsmöglichkeiten besitzen. Die Schnittstelle für die Datensynchronisation mit dem PC wurde ebenfalls verändert, so dass bisheriges Zubehör für die Visor-Reihe nicht mit den Treo-Modellen funktioniert. Zum mobilen Datenaustausch steht eine Infrarot-Schnittstelle bereit.

Der Handy-Bereich funkt in den Bereichen 900 MHz und 1800 MHz und soll im März durch ein kostenloses Update um GPRS-Funktionen erweitert werden können. Der eingebaute Lithium-Ionen-Akku reicht nach Herstellerangaben für 2,5 Stunden Dauergespräch und hält das Gerät rund drei Tage im Stand-By-Betrieb.

Den Display-Schutz übernimmt ein Deckel mit Sichtfenster, der auch einen Lautsprecher enthält. Zum Telefonieren hält man sich das Treo im aufgeklappten Zustand entweder wie ein Handy ans Ohr oder aber legt es irgendwo ab und nutzt die integrierte Freisprecheinrichtung. Wer sich das Gerät nicht ans Ohr halten möchte, aber dennoch ungeliebte Mithörer meiden will, kann zudem das mitgelieferte Ohrhörer-Mikro-Kombi als Freisprecheinrichtung verwenden. Im Kurztest konnte das Freisprechen bei aufgeklapptem Gerät überzeugen. Das Schließen des Deckels schaltet das Display automatisch wieder aus.

Die Telefon-Funktionen übernimmt die aus dem VisorPhone bekannte Software, die allerdings leicht modifiziert und an einigen Stellen verbessert wurde. Sobald man den Display-Deckel öffnet, schaltet sich das Display ein und der PDA startet automatisch die Telefon-Applikation. Diese bietet 50 Kurzwahl-Tasten, die auf fünf Tafeln zu je zehn Stück verteilt sind. Im Unterschied zur VisorPhone-Version wurde das Adressbuch nun komplett in die Telefon-Software integriert, was den Zugriff auf entsprechende Einträge erleichtern soll. Dreierkonferenzen lassen sich so leicht über das Adressbuch aufbauen.

Vom VisorPhone wurde ebenfalls das SMS-Programm und der HTML-Browser Blazer übernommen. Das SMS-Programm bietet nun auch die Möglichkeit, auf Handy-Nummern zuzugreifen. Beim VisorPhone musste man zum Versenden von SMS-Mitteilungen noch zum Adressbuch wechseln, wollte man die Telefonnummer nicht per Hand eingeben. Auch der Web-Browser Blazer wurde verbessert: Bis zu zehn Lesezeichen lassen sich nun ähnlich wie in der Telefon-Applikation anordnen und so bequem abrufen. Bisher war zum Aufruf der Lesezeichen immer der Weg über das Menü notwendig. Beim Aufruf von Webseiten überträgt der Browser immer zunächst die Text-Informationen und lädt dann erst alle Grafiken, was das Surfen über schmalbandige GSM-Verbindungen erleichtern soll.

Eingehende Anrufe signalisiert entweder der eingebaute Vibrationsakku oder aber ein Rufton. Am Gerät befindet sich ein Schiebeschalter, um leicht zwischen zwei verschiedenen Profilen zu wechseln. Leider kann die Vibrationsfunktion nicht zur Termin-Erinnerung verwendet werden und auch den stillen Alarm vom Visor Pro und Visor Edge kennen die beide Smartphones nicht. So bleiben für die Alarmfunktionen nur die üblichen Klingelmelodien übrig.

Das Treo 180g mit Graffiti-Feld gleicht in der Bedienung anderen PalmOS-Geräten und weist keinerlei Besonderheiten auf. Anders sieht es beim Treo 180 aus, das statt des Graffiti-Feldes eine Mini-Tastatur enthält. Das deutsche Modell erhält zwar eine qwertz-Tastatur, wird aber keine deutschen Umlaute als Taste aufweisen. Um diese Buchstaben zu erreichen, muss man nach dem entsprechenden Vokal (a, o, u) eine weitere Taste drücken, um den Umlaut (ä, ö, ü) zu erhalten. Im Kurztest machte diese Lösung einen recht guten Eindruck, obgleich hier separate Tasten natürlich wesentlich komfortabler wären.

Insgesamt macht die Tastatur trotz der geringen Ausmaße eine gute Figur. An ein vergleichbar schnelles Schreiben wie an einer herkömmlichen Tastatur ist zwar nicht zu denken, aber dennoch geschieht die Eingabe nach ein wenig Übung recht zügig. Obwohl die Tasten klein sind, verhindert deren Anordnung ein versehentliches Auslösen mehrerer Tasten selbst bei großen Händen. Viele Tasten sind doppelt belegt, weil die Tastatur gleichsam zur Steuerung der PDA-Funktionen dient. So findet sich auch ein Zahlenblock in die Tastatur integriert, der über eine passende Taste aktiviert wird.

Eine weitere Neuigkeit bei den Handspring Smartphones ist das Drehrad (Jog-Dial) an der linken Seite des Gehäuses. Damit soll eine Einhand-Bedienung des Telefons ermöglicht werden, ohne dass man immer den Stift verwenden muss. Allerdings bringt das kaum neue Funktionalitäten, weil das Drehrad in den meisten Fällen die gleichen Funktionen ausführt, wie die Hoch-Runter-Tasten auf der Vorderseite des Geräts. Aber immerhin kann man mit dem Drehrad auch durch die Menüs scrollen.

Handspring legt den Treo-Modellen keine Dockingstation bei, sondern nur ein Kabel mit USB- und seriellem Anschluss. Das mitgelieferte Netzteil kann jetzt endlich direkt an das Gerät angeschlossen werden, so dass der Akku unterwegs ohne Schwierigkeiten geladen werden kann. Bei bisherigen Handspring-Modellen musste man dazu immer die Dockingstation mit auf Reisen nehmen. Mit zum Lieferumfang zählen ferner der Palm Desktop in der Version 4 sowie der HotSync-Manager samt Outlook-Synchronisation.

Die beiden Smartphones Treo 180g und Treo 180 sollen Anfang 2002 in den USA auf den Markt kommen und dort 549,- US-Dollar ohne Kartenvertrag kosten. Deutschsprachige Versionen sind für März 2002 geplant; entsprechende Preise stehen bislang noch nicht fest. Im Sommer 2002 sollen dann auch Modelle mit einem Farb-Display unter der Bezeichnung Treo 270 für rund 750,- US-Dollar auf dem US-Markt erscheinen. Im Herbst 2002 will Handspring dann auch deutsche Fassungen der Geräte anbieten.

Fazit:
Im Kurztest hinterließen beide Monochrom-Modelle der Treo-Reihe einen guten Eindruck. Die durchdachten Telefon-Applikationen machten aus dem PalmOS-Organizer ein leicht zu bedienendes Smartphone. Beim gut lesbaren Display störte lediglich die inverse Hintergrundbeleuchtung, die eine Verwendung im Dämmerlicht unmöglich macht. Die Treo-Version mit Mini-Tastatur erfordert für geübte PalmOS-Anwender zwar einige Umgewöhnung, lässt sich nach ein wenig Übung aber gut bedienen und kommt Anwendern ohne PalmOS-Kenntnisse entgegen.


Relevante Themen