Studie: Mobiltelefone drängen Telefonkarten ins Abseits
Europamarkt für Telefonkarten durchleuchtet
Wer noch vor ein paar Jahren von unterwegs telefonieren wollte, dem blieb im öffentlichen Fernsprecher neben Kleingeld einzig die Telefonkarte als Zahlungsmethode. Diese Situation hat sich seit Ausbruch des Handybooms grundlegend verändert und entsprechend verzeichnet der Europamarkt für Telefonkarten schwere Umsatzeinbußen. Und die Talfahrt geht noch weiter: Im Jahr 2000 noch auf 1,69 Milliarden US-Dollar beziffert, soll das Marktvolumen bis 2007 auf 750 Millionen US-Dollar fallen. Allerdings rechnet die Unternehmensberatung Frost und Sullivan in ihrer neuen Analyse damit, dass der Markt dann auf diesem Niveau verbleibt.
Der Mobilfunk-Boom, die rückläufigen Investitionen im Festnetz-Bereich, die Rückkehr zu Münzen als Entgelt für sporadische Gespräche von öffentlichen Fernsprechern und innovative Technologien wie SmartCards von Banken mit Telefonkartenfunktion, im Voraus bezahlte (Prepaid-) Remote-Memory-Karten und Postpaid-Karten sind die Faktoren, die die klassische Telefonkarte immer weiter ins Abseits drängen. Die Einführung Chip-basierter Karten als Ersatz der traditionellen Magnetstreifenkarten galt zunächst als wichtiger Fortschritt, brachte der Branche jedoch nicht die erhoffte Revolution. Laut Nathan Budd, Research Analyst bei Frost und Sullivan, besteht die zentrale Herausforderung für die Anbieter von Telefonkarten in Europa nun nicht darin, den Markt wiederzubeleben -- vielmehr geht es darum, den Rückgang erfolgreich zu managen.
Der Markt für Telefonkarten, dominiert von Post- und Fernmeldegesellschaften (PTTs), ist begrenzt und gesättigt, und Frost und Sullivan rechnet nicht mit Neuzugängen - wovon auch klar abgeraten wird. Die Studie weist allerdings auch auf diverse Faktoren hin, die den Markt vor einem Sturz ins Bodenlose bewahren können, wenn die Anbieter ihre Strategien entsprechend anpassen. Zum einen steigt das Bewusstsein um die hohen Mobilfunktarife, vor allem im Prepaid-Bereich, was die Möglichkeit zum Angebot von Telefonkarten als Kombinationsprodukt eröffnet. Zudem gilt es, verstärkt auf die Vorteile der Karte hinzuweisen: in Bereichen, wo das Funknetz Lücken hat, als "Back-up-Option" oder einfach als Produkt mit bequemem Format.
Als weitere Strategie nennt Frost und Sullivan die bereits praktizierten Preisnachlässe auf Karten. Diese Möglichkeit wird allerdings durch diverse Serviceverpflichtungen und Telekom-Regulierungen begrenzt.
Den Wettbewerbern wird die Situation zusätzlich erschwert, weil die Mehrheit von ihnen als Ex-Monopolisten immer noch mit den Nachwirkungen der Öffnung der Telekommunikationsmärkte zu kämpfen haben. In Reaktion darauf wurden die Aktivitäten vielerorts auf attraktivere Produktmärkte verlegt, darunter auch auf den Mobilfunksektor. Mittlerweile hat eine große Anzahl von PTTs Telefonkarten entwickelt, die Prepaid Remote Memory als Zusatzmerkmal aufweisen, sprich Guthaben kann über eine spezielle Telefonnummer von jedem normalen Apparat aus abtelefoniert werden. Damit erhalten die Karten nicht nur eine erhöhte Funktionalität, gleichzeitig steigt auch ihre Attraktivität innerhalb des Mobilfunkmarkts.
Solche zukunftsweisenden Strategien werden dazu beitragen, dass der verbleibenden Kundenstamm der Telefonkarte treu bleibt und nicht zu mobilen Prepaid-Optionen abwandert. Ein verhaltener Optimismus ist daher durchaus zulässig, so das Fazit der Studie.
Der Titel der Studie, die für 3000 Euro bei Frost und Sullivan zu beziehen ist, lautet "The European Prepaid Disposable Calling Card Market".
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