Radeon 8500 - ATIs GeForce3-Konkurrenz kommt im Oktober

Sowohl bei der Radeon 8500 als auch der Radeon 8800 tragen Grafikkarte und Grafikprozessor den gleichen Namen. Der Radeon 8500 ist in den letzten Tagen unter der ATI-internen Bezeichnung R200 bekannt geworden und mitunter im Web auch spekulativ als Radeon 2 bezeichnet worden. Wie der Radeon 7500 sind auch 8500 und 8800 in 0,15 Mikron gefertigt. Bei der Produktbezeichnung soll laut ATI die erste Ziffer Aufschluss über die volle Hardware-Unterstützung von DirectX 7 bzw. 8 geben, außerdem ist ein guter Schuss Psychologie dabei - 8500 ist nun mal höher als die 3 in GeForce3.
Der Radeon-8500-Grafikchip integriert eine Charisma Engine II getaufte Transform- & Lighting Engine mit parallel arbeitenden fest verdrahteten und programmierbaren Pixel und Vertex Shadern ("Smartshader"), die eine max. Rechenleistung von 62,5 Millionen Dreiecken/Sekunde haben soll. Um Bandbreite zu sparen und den internen Datenfluss zu beschleunigen, verfügt der Radeon 8500 über ATIs verbessertes HyperZ, das Geometrie-Daten optimiert bzw. komprimiert - insbesondere um Overdraw zu minimieren. Schlussendlich bietet ATIs Pixel-Tapestry-II-Architektur vier Rendering-Pipelines, die jeweils von zwei Textureinheiten mit Daten versorgt werden. Die zwei Textureinheiten können bis zu zweimal rückgekoppelt werden, so dass bis zu sechs Texturen ohne zusätzlichen Speicherzugriff verarbeitet werden können. Wenn also sechs Texturen verarbeitet werden sollen, benötigt der Radeon 8500 dafür drei Taktzyklen. Darüber hinaus soll die bereits von der Radeon gewohnte recht gute DVD-Wiedergabe beim 8500 noch einmal verbessert worden sein.
Ebenfalls neu ist ATIs Smoothvision-Funktion, eine spezielle Art der Kantenglättung (Anti-Aliasing), die durch Spiele- und Anwendungs-Entwickler durch Programmierung und Variierung modifiziert werden kann. Zudem sollen damit Effekte wie Bewegungsunschärfe, weiche Schatten und Reflektionen möglich werden - was doch sehr an 3dfx T-Buffer-Effekte für die Voodoo5 erinnert. Da auch in absehbarer Zeit noch 3D-Objekte mit niedrigem Detailgrad in Spielen zu finden sein werden, hat ATI eine Truform getaufte Rendertechnologie ersonnen, mit der auch einfache Polygonmodelle rund und somit natürlich gerechnet werden können und deren Unterstützung Spieleentwickler nur wenig Zeit kosten soll.
Die Radeon 8500 soll etwas nach der Radeon 7500 auf den Markt kommen, voraussichtlich in der zweiten Oktoberhälfte. Auch die Radeon 8500 bietet einen TV-Ausgang und Multi-Monitor-Unterstützung inkl. DVI-Schnittstelle für digitale Flachbildschirme. Ihr Listenpreis liegt bei 999,- DM, was dem aktuellen Preisniveau von GeForce3-Grafikkarten entspricht. Man darf gespannt sein, wie NVidia darauf reagiert.
Kommentar:
Mit den neuen Grafikkarten wird ATI sicherlich Aufmerksamkeit erwecken, doch geht es im Markt nicht nur um Hardwareleistung. In der Vergangenheit hat ATI viele Möglichkeiten verschenkt, da das Unternehmen sich nicht genug um die Belange von Spieleentwicklern gekümmert hat. ATI arbeitet jedoch nach eigenen Aussagen bereits daran, dies zu ändern. Gleiches gilt hoffentlich für die Treiber-Entwicklung für Windows 2000, da ATI hier in der Vergangenheit durch schlecht optimierte Treiber enorm viel Leistung verschenkt hat und Radeon-Grafikkarten damit in entsprechenden Vergleichstests nicht sonderlich gut abschnitten.
Wenn ATI mit den neuen Produkten alles richtig macht, ist das Unternehmen gegen NVidia gut positioniert und muss sich nicht verstecken - beide bieten für alle Bereiche interessante Lösungen an, beide haben einen Konsolenhersteller als Kunden. Allerdings muss ATI es schaffen, die Grafikkarten-Hersteller aus dem Würgegriff von NVidia zu befreien, um seine Chips auch in Konkurrenzprodukten auf den Markt zu bringen. Bisher fürchten viele NVidia-Kunden, schlechtere Konditionen zu bekommen, wenn sie ATI-Produkte in ihr Portfolio aufnehmen. Doch das Interesse an konkurrierenden Grafikchips wächst und es wird immer den einen oder anderen Hersteller geben, der sich aus der "Umarmung" von NVidia befreien will. Ein Beispiel ist Guillemot/Hercules mit seinen Kyro2-Boards.



