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Spieletest: Max Payne - Action-Thriller mit Zeitlupe

Shooter des finnischen Entwickler-Teams Remedy jetzt erhältlich. Wer sehnsüchtig auf einen neuen Shooter aus dem Hause 3D Realms wartete, hatte die letzten Monate oder sogar Jahre auf Grund der ewig erscheinenden Entwicklungszeiten nur wenig Freude. Fragen nach den Erscheinungsterminen von Max Payne und Duke Nukem Forever wurden zudem nur lapidar mit "When it's done" beantwortet. Zumindest die Arbeit an der PC-Version Max Payne ist nun beendet - und das Warten hat sich wirklich mehr als gelohnt.
/ Thorsten Wiesner
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Schon die Story geht über das übliche "Starker-Mann-muss-die-ganze-Welt-retten"-Szenario deutlich hinaus. So wird man gleich zu Beginn Zeuge, wie Protagonist Max Payne nicht nur seine Frau und sein Kind verliert, sondern kurz darauf auch noch durch ein Missverständnis zu einem von der Polizei gejagten Mörder wird. So muss er nun nicht nur seine Unschuld beweisen, sondern gleichzeitig auch noch den Tod seiner Familie rächen und den für alles verantwortlichen Drogenring zerschlagen.

Ebenso düster wie dieses Szenario klingt ist es auch mitanzusehen: Angefangen bei den tristen Hochhausschluchten New Yorks über das zumeist miserable, regnerische und stürmische Wetter bis hin zur manchmal schon erschreckenden Brutalität der Geschehnisse ist Max Payne von der ersten Minute an kein Titel für schwache Nerven, die Altersfreigabe ab 18 Jahren ist also mehr als gerechtfertigt. Allerdings lassen sich durch die eingebaute "Kindersicherung" allzu brutale Szenen sowie das ansonsten oft und in Strömen fließende Blut ausblenden.

Die Hintergrundgeschichte wird während des Spiels auf zweierlei Art erzählt: Zum einen erläutern Szenen in Spielgrafik die Geschehnisse, zum anderen wird aber auch ein bedeutender Teil der Story durch nicht animierte, aber sehr gut gezeichnete Comic-Strips dargestellt, die allesamt mit der wunderbaren, allerdings bisher nur in Englisch verfügbaren Synchron-Stimme Max Paynes unterlegt sind.

Im Spielverlauf selber ist zumeist pure Action angesagt. Zwar muss von Zeit zu Zeit eine Geschicklichkeitspassage gemeistert oder ein kleines Schalter-Rätsel gelöst werden, die meiste Zeit ist man aber mit der Liquidierung der Gegnermassen beschäftigt. Dabei darf man auf ein großes Arsenal gängiger Schusswaffen wie leichter Pistolen, aber natürlich auch schwerer Maschinengewehre zurückgreifen.

Innovativ ist dabei der "Bullet-Time"-Modus, der im Spiel die Zeit verlangsamt und so sämtliche Aktionen in Zeitlupe ablaufen lässt. Zwar kann man diese Option immer nur für wenige Sekunden nutzen, während dieser Zeit kann Max aber ganze Horden von Gegnern durch gezielte Schüsse auslöschen, obwohl natürlich auch die eigenen Bewegungen dieser Verlangsamung unterworfen sind.

Vor allem grafisch sind diese Momente absolute Höhepunkte, da man etwa genau den Flug einer auf Max abgeschossenen Pistolen-Kugel verfolgen und ihr somit natürlich auch problemlos ausweichen kann. Zudem sind in dieser Zeit gekonnte Sprünge und waghalsige Attacken möglich, die mehr als nur leicht an verlangsamte Action-Sequenzen diverser Kinofilme erinnern. Ohne diese Bullet-Time wäre das Spiel allerdings auch kaum lösbar - bei den manchmal wirklich in Scharen auf einen zustürmenden Bösewichten ist ohne diesen Zeitvorteil meist kein Blumentopf zu gewinnen.

Abgesehen von der Bullet-Time legten die finnischen Entwickler von Remedy allerdings größten Wert auf Realismus - so wirklichkeitsgetreue Stadtbilder wie es hier von New York zu sehen gibt durfte man bisher wohl in keinem Shooter bewundern. Eine fast vollkommene Interaktion mit der Umgebung ist ebenfalls sichergestellt, bei Toiletten darf man etwa die Spülung betätigen, Schränke sind allesamt durchsuchbar und Schüsse auf Wände oder jedwedes Inventar hinterlassen sichtbare Spuren.

Auch das Verhalten der Computergegner weiß zu überzeugen: Zumeist nutzen die "Bösen" jedwedes Versteck und jede Deckungsmöglichkeit aus, unkontrollierte Gewaltangriffe kommen praktisch nicht vor. Der Schwierigkeitsgrad ist damit natürlich nicht unbedingt niedrig, zumal ein einziger gezielter Schuss auf Paynes Kopf bereits das Ende des Spieles bedeuten kann - da freut man sich über die jederzeit zugängliche Speicherfunktion.

Zu guter Letzt muss allerdings noch ein wenig Kritik an der prinzipiell detailreichen und über weite Strecken wirklich beeindruckenden Grafik erlaubt sein. So verzichtete man leider auf jegliches Mienenspiel bei den Akteuren, und in den Großaufnahmen der Zwischensequenzen wirken die herumfliegenden Körper nicht immer wirklich gut ausgearbeitet, sondern manchmal doch ein wenig arg kantig. Zudem verlangt die Grafikpracht nach fast schon unverhältnismäßig schneller Hardware: Volle Details bei gleichzeitig hoher Auflösung sind ohne Gigahertz-Rechner und GeForce2-Grafikkarte kaum zu realisieren. Wer auch mit mittleren Details bei einer Auflösung von 640 x 480 leben kann, kommt allerdings bereits mit einem langsamen Pentium 3 und GeForce256 in den Genuss dieses Spektakels. Max Payne soll übrigens auch irgendwann für Sonys Spielekonsole PlayStation 2 erscheinen.

Fazit:
Exzellent: Auch wenn Max Payne vielleicht nicht den grafischen Quantensprung darstellt, den sich einige wohl erhofft haben, brilliert der Titel mit einer filmreifen Präsentation und Storyline und führt zudem mit der Bullet-Time eine Innovation im spielerisch ja oft recht biederen Shooter-Genre ein. Wer vor der düsteren Thematik und den oftmals wirklich wenig zimperlichen Gewaltdarstellungen nicht zurückschreckt, kommt an Max Payne wohl kaum vorbei.


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