IMHO: Microsofts neue Lizenzpolitik eine Provokation?
Macht die Aufhebung der Kopplung von Windows und IE heute noch Sinn?
Man habe nach dem Urteil des Berufungsgerichts unverzügliche Schritte ergreifen wollen, so Microsofts Begründung der neuen OEM-Lizenzpolitik. Diese soll nun die Zwangskopplung von Windows und Internet Explorer aufheben. Aber welcher PC-Hersteller will seine PCs heute noch ohne den Internet Explorer ausliefern?
Es wirkt wie ein schlechter Scherz: Die Kopplung zwischen Betriebssystem und Browser wird aufgehoben, PC-Hersteller und Konsumenten sollen den Internet Explorer in Zukunft deinstallieren können. Aber wem ist damit geholfen?
Der Kunde ist mittlerweile auf den Internet Explorer angewiesen, nicht etwa weil dieser besser ist, sondern weil Microsoft diesen über das Betriebssystem-Monopol Windows zum Quasi-Standard machen konnte. Auch wenn mittlerweile Alternativen existieren, die auf Wunsch etliche der Fehler des IE nachahmen und sich als solcher tarnen können, bietet eine enge Verknüpfung von Betriebssystem und Browser erhebliche Vorteile, wie z.B. die Linux-Desktops KDE und GNOME zeigen.
PC-Hersteller werden den erhöhten Aufwand, vor allem was den Support betrifft, wohl eher scheuen statt einen anderen Browser zu integrieren, darf die Nutzung eines Nicht-IE-Browsers dank kreativer Webdesigner doch heute mehr denn je als Abenteuer angesehen werden. Lediglich AOL mag man hier in Bezug auf Internet Appliances ein ausreichendes Interesse zutrauen. Allerdings ist AOL kein PC-Hersteller.
Doch der Knackpunkt scheint in der wirklichen Verknüpfung von Internet Explorer und Windows zu liegen. In der Ankündigung Microsofts über die Offenlegung von Schnittstellen werden keine Details genannt. Es fehlen beispielsweise Angaben, wie man eine andere Rendering-Engine für Windows benutzt, neue Usability-Features integriert oder den Browser wirklich austauscht. Vielmehr redet man von Icons im Startmenü und auf dem Desktop, doch diese zu ändern war zumindest für den Enduser nie ein wirkliches Problem. Wie kann sich ein PC-Hersteller, der hier Hand anlegt, also positiv von der Standard-Installation unterscheiden, indem er neue intelligente Features integriert, wie sie aktuelle Browser wie Opera, Konqueror oder Mozilla bieten? Schließlich hat sich beim IE seit der Version 4.0 eher wenig getan, vor allem in Relation zum gesteigerten Datenumfang des Browsers.
Ist also Microsofts Ankündigung, unverzüglich in der beschriebenen Art und Weise auf das Gerichtsurteil zu reagieren, nichts anderes als eine Provokation von Konkurrenz und Gericht? Lässt man einen Bankräuber samt Beute laufen, nur weil er einsichtig ist und verspricht, in Zukunft keine Bank mehr zu überfallen? Eine Antwort wird man wohl erst finden, wenn klar wird, ob die aktuelle Ankündigung Microsofts wirklich nur eine erste Reaktion ist und weitere folgen. Wenn nicht, wird man feststellen müssen, dass Microsoft gewonnen und erfolgreich sein Monopol auf das Internet ausgeweitet hat, denn nur weil der Zwang zur Kopplung aufgehoben ist, ändert dies nicht die Standardinstallation.
Und Microsoft macht hier nicht Schluss, scheint es doch, als verfolge man mit dem Media-Player und dem Windows Messenger ebenfalls die Strategie, einen Quasi-Standard in den Markt und die Konkurrenz aus diesem hinaus zu drücken.
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Diese Lizensverträge sind sowieso nicht rechtsbindent
Also ich fand diesen Beitrag herzerfrischend gut - er war wenigstens einmal kritisch (im...
Oh, man merkt hier schreibt wieder einmal ein absoluter Profi von dem wir alle hier viel...
also so wie ich die dinge in erinnerung habe hatte ms in den anfangszeiten tatsächlich...