Studie: IT-Arbeitsmarkt - Abkühlung oder Boom?
Im Vergleich zum Vorjahr ist der IT-Stellenmarkt zwar durch ein gemäßigteres Wachstum gekennzeichnet, setzt aber dennoch den Personalbedarf auf hohem Niveau fort. Daher besteht in der IT-Branche weiterhin ein anhaltender IT-Fachkräftemangel. Experten deuten die gegenwärtige Marktentwicklung als "kurzfristige Irritation". Es wird für die nächsten vier bis sechs Jahre weiterhin mit einer angespannten Lage auf dem IT-Arbeitsmarkt mit steigender Personalnachfrage gerechnet. Der Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (BITKOM) geht alleine in Deutschland von bis zu 440.000 nicht zu besetzenden Stellen aus.
Zur Entlastung der angespannten IT-Arbeitsmarktsituation tragen zunehmend Quereinsteiger bei. Im Jahr 2000 wurden über 45.000 IT-Fachkräfte mit Mitteln der Bundesanstalt für Arbeit (BA) weitergebildet. Die neuen IT-Ausbildungsberufe sorgen ebenfalls für eine Entspannung auf dem Arbeitsmarkt. Rund 20.000 junge Menschen haben letztes Jahr eine Ausbildung in einem der neuen IT-Berufe begonnen. Durch die vor einem Jahr eingeführte Green-Card sind ca. 6.000 ausländische IT-Spezialisten nach Deutschland gekommen. Auch die zusätzlich eingerichteten Studienplätze im Bereich Informatik können den Bedarf derzeit nicht decken. Zwar haben sich nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im vergangenen Jahr 26.900 Studienanfänger (36 Prozent mehr als im Vorjahr) für ein Informatikstudium eingeschrieben, doch schließen derzeit jährlich nur 12.000 bis 16.000 Studenten ihr Studium ab.
Um die gewünschten Mitarbeiter zu gewinnen, müssen Unternehmen gegenwärtig aktives Personalmarketing betreiben. Neben den klassischen Printstellenmärkten setzen Personalleiter - vor allem in der E-Business-Branche - zunehmend auf Online-Jobbörsen sowie auf die eigene Homepage. Harald Summa vom Electronic Commerce Forum (ECO) geht davon aus, dass in fünf Jahren rund die Hälfte aller qualifizierten Stellen in der deutschen Wirtschaft über das Internet besetzt werden. Alleine im Januar dieses Jahres verzeichneten die über 400 Online-Jobbörsen in Deutschland mehr als 1,6 Millionen Zugriffe. Einige der Jobbörsen haben sich zu Karriere-Portalen entwickelt. Diese bieten zahlreiche Serviceleistungen wie Matching-Verfahren, Suchassistenten, persönliche Job-Agenten, Mail-Service, Angebote per SMS, Karriereberatung und Weiterbildungsangebote. Größere Unternehmen verweisen in Printanzeigen auf die eigene Website, in der dann oft mehr als 100 weitere Stellen ausgeschrieben sind.
Der IT-Boom ist nach Angaben der Studienautoren ungebrochen. Softwareentwickler/Programmierer werden weiterhin am stärksten gesucht (32 Prozent). Die Nachfrage nach IT-Organisatoren und IT-Beratern ist nochmals gestiegen. Programmierfertigkeiten in C++ (22 Prozent) und Java (21 Prozent) werden am häufigsten gefragt, gefolgt von C (14 Prozent), HTML und XML. Die Betriebssysteme Unix/Linux (44 Prozent) haben dieses Jahr mit einer Steigerung um 12 Prozent Windows NT (36 Prozent) deutlich überholt. Im Bereich Datenbanken werden Kenntnisse in den Produkten des Marktführers Oracle mit unverändert 46 Prozent der Nennungen am stärksten nachgefragt. In nur 55 Prozent der Stellenangebote wird ein Studium oder eine entsprechende Berufsausbildung vorausgesetzt. Damit haben auch (Quer-)Einsteiger hervorragende Berufsaussichten - 10 Prozent der Anzeigen richten sich ausdrücklich an Berufsanfänger. Schlüsselqualifikationen wie Teamfähigkeit und Erfolgsorientierung sind äußerst wichtig.
Nach dem explosionsartigen Anstieg der Stellenangebote im Bereich Multimedia im letzten Jahr kehrt Beruhigung ein. Programmierkenntnisse werden am häufigsten gefordert. Über die Hälfte der analysierten Stellen sind an Multimedia-Programmierer und -Designer gerichtet. Kenntnisse in den Script- und Markup-Sprachen werden sogar in 78 Prozent der angebotenen Stellen vorausgesetzt, wobei die Nachfrage nach HTML mit 30 Prozent am größten ist. Im Bereich Multimedia wird in 47 Prozent der betrachteten Anzeigen Berufserfahrung, in 50 Prozent der Stellenangebote ein Studium und in nur 17 Prozent eine Ausbildung verlangt. Quereinsteiger haben daher sehr gute Chancen. Schlüsselqualifikationen wie Teamfähigkeit, Erfolgsorientierung und Flexibilität stehen im Vordergrund.
E-Business nimmt an Bedeutung weiter zu: In 12 Prozent aller von CDI analysierten IT-Stellenangebote sind E-Business-Erfahrungen erforderlich. E-Business-Projektmanager/Berater sind mit 51 Prozent am stärksten gesucht. Auf Grund der zunehmenden Globalisierung der Märkte über das Internet sind Englischkenntnisse äußerst gefragt (51 Prozent). Mit 38 Prozent steht auch Know-how im Bereich Softwareentwicklung/Programmierung hoch im Kurs. Java festigt seine führende Marktstellung (30 Prozent), gefolgt von Kenntnissen in XML (19 Prozent) und HTML (17 Prozent).
Angaben zur Berufserfahrung wurden in 60 Prozent der Stellenanzeigen gemacht, wobei der Einstieg auch mit allgemeinen praktischen Erfahrungen möglich ist (38 Prozent). Teamfähigkeit und kommunikative Kompetenzen sind die gefragtesten Schlüsselqualifikationen.
Nachdem letztes Jahr ein Rückgang an SAP-Stellenanzeigen zu verzeichnen war, ist in 2001 wieder ein deutlicher Anstieg an gesuchten Fachkräften festzustellen. Die stärkste Nachfrage richtet sich an SAP-Berater und SAP-Projektleiter (51 Prozent), gefolgt von SAP-Anwendungsentwicklern (21 Prozent). Die Hitliste bei den SAP-Anwendungskomponenten führt Finanzwesen (FI) mit 16 Prozent vor Controlling (CO) mit 14 Prozent und Vertrieb (SD) mit 13 Prozent an. Von Bedeutung sind Englischkenntnisse (38 Prozent) und IT-Kompetenzen im Bereich Softwareentwicklung (19 Prozent), Datenbanken (16 Prozent) und Betriebssysteme (15 Prozent). Zu den favorisiertesten Schlüsselqualifikationen zählen Teamfähigkeit und kommunikative Kompetenzen.
Durch technologische Veränderungen haben sich neue IT-Berufsbilder herausgebildet, vor allem im stark wachsenden Telekommunikationsbereich, aber auch in der Bio-, Medizin- und Geoinformatik. 57 Prozent der Anzeigen richten sich an IT-Telekommunikationsfachleute (IT/TK). Hier werden vor allem Kenntnisse in mobilfunkspezifischen Technologien erwartet: UMTS (55 Prozent), GSM (53 Prozent) und WAP (33 Prozent).
Bei den gefragten IT-Fachqualifikationen nehmen Netzwerkkenntnisse (54 Prozent) die Spitzenposition ein, gefolgt von Know-how in den Bereichen Softwareentwicklung (40 Prozent) und Betriebssysteme (31 Prozent). Teamfähigkeit sowie Kundenorientierung sind entscheidende Persönlichkeitsmerkmale.
Der Stellenmarkt für kaufmännische Berufe ist weiterhin das größte Segment des gesamten Stellenmarktes. Am gefragtesten sind Fachkräfte im Finanz- und Rechnungswesen (34 Prozent) und im Bereich Assistenz/Sekretariat (19 Prozent). Bei den nachfragenden Branchen liegt der Dienstleistungssektor mit 64 Prozent weiter vor der Industrie mit 19 Prozent und dem Handel mit 8 Prozent. Die Ergebnisse der Stellenmarktanalyse zeigen, dass im kaufmännischen Bereich Microsoft-Office-Kenntnisse ein absolutes Muss sind. Sie werden mit 57 Prozent in Stellenanzeigen sogar häufiger genannt als Englischkenntnisse (39 Prozent) oder kaufmännische Qualifikationen (19 Prozent). Gefragte Schlüsselqualifikationen sind Erfolgsorientierung, Teamfähigkeit und Flexibilität.



