Kurth: UMTS-Infrastruktursharing keine Lizenzregeländerung
Experten diskutierten über Telekommunikationsmarkt Europa
"Der Regulierungsrahmen muss flexibel bleiben und jederzeit auf neue Techniken reagieren können", resümierte Mathias Kurth, der Präsident der Bonner Regulierungsbehörde für Post und Telekommunikation (REGTP), anlässlich der 7. Internationalen Handelsblatt-Jahrestagung "Telekommarkt Europa" in Bonn.
RegTP-Chef Kurth machte noch einmal deutlich, dass seine Erklärung zum Infrastruktur-Sharing bei UMTS keinesfalls eine Änderung der Lizenzregeln sei. Die Erlaubnis zur Kooperation beschränke sich allein auf den Netzaufbau des Zugangsnetzes, also die Nutzung einer gemeinsamen Hardware. Es werde aber keine gemeinsamen Vermarktungsstrategien oder Kundenbetreuung geben. Derzeit sieht Kurth es als vorrangiges Ziel seiner Behörde, mehr Wettbewerb im Ortsnetz zu schaffen sowohl über alternative Infrastrukturen (WLL, Breitbandkabel, Powerline) als auch über die Mitbenutzung vorhandener Infrastrukturen (TAL, Line-Sharing, Resale).
Klaus Winkler, Public Affairs Manager von MCI Worldcom Deutschland GmbH, erklärte, das eigentliche Ziel der Regulierung in Deutschland sei sicher noch nicht erreicht. Das zeige sich auch darin, dass derzeit zum Thema Regulierung rund 1.200 Gerichtsverfahren anhängig seien. Winkler konstatierte gar eine Marktverweigerung zur Umsetzung von Regulierungsentscheidungen. Auch die Transparenz bei Regulierungsentscheidungen lasse noch zu wünschen übrig.
Prof. Dr. Thorsten J. Gerpott, Inhaber des Lehrstuhl Planung und Organisation an der Gerhard-Mercator-Universität Duisburg, machte deutlich, dass die Branche trotz ihrer derzeitigen Krise immer noch stabil sei. Zwar sei in Westeuropa der Umsatz bei Telefonverbindungen um 8,3 Prozent von 131 Milliarden auf 110 Milliarden Mark zurückgegangen, die Anschlusszahlen und Umsätze bei Mobilfunk (plus 14,8 Prozent) sowie Datendiensten (plus 8,1 Prozent) und insbesondere Internet/Online (plus 39,1 Prozent) legten jedoch jedes Jahr deutlich zu. Das gesamte Marktvolumen für TK-Dienste in Europa gibt der Experte mit rund 443 Milliarden Mark an, wobei Deutschland etwa ein Anteil von 21,5 Prozent zukommt. Multimedia-Messaging-Dienste, bei denen Endkunden selbst Inhalte generieren, und Unterhaltungsangebote werden nach Untersuchungen von Prof. Gerpott die maßgeblichen neuen Dienste im künftigen UMTS-Markt sein.
UMTS und die Folgen der kürzlich möglich gewordenen Kooperation beim Aufbau der Netze standen im Mittelpunkt der Podiumsdiskussion "Strategien der Player in Deutschland" auf der Handelsblatt-Tagung "Telekommarkt Europa". Netzbetreiber wie Ausrüster sind sich dabei im Detail über die Auswirkungen der REGTP-Entscheidung offenbar noch unsicher. Die sehr schnell zwischen den Anbietern geschlossenen Kooperationsvereinbarungen und Ankündigungen sind entsprechend vage.
So handelt es sich bei der Vereinbarung zwischen British Telecom und T-Mobil International nach Aussage von Hans-Willi Hefekäuser, Leiter Ordnungs- und Wettbewerbspolitik der DTAG, zunächst um ein Memorandum of Understanding, über das noch verhandelt wird. Hefekäuser ließ jedoch wissen, dass die Pläne über National Roaming und gemeinsame Nutzung der Standorte (Site-Sharing) weit hinausgehen und sich auch auf andere Länder beziehen.
Mit ersten Soft-Launches von Netz und Endgeräten ist nach Angaben des Netzausrüsters Ericsson schon im nächsten Jahr zu rechnen. Ernst Folgmann, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Group-3G (Telefonica/Sonera), einer der Lizenzinhaber in Deutschland, rechnet gar bis zum zweiten Halbjahr 2002 damit, dass UMTS auch in größerem Umfang "über die Stadt hinaus" angeboten werden könne.
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