Zum Hauptinhalt Zur Navigation

Test: Visor Edge - Neuer Edel-PDA von Handspring

Flache Bauweise macht den Einsatz von Springboard-Modulen zur Farce. Das auffällige und markante Äußere des Visor Edge zieht schnell die Blicke auf sich: Im silberfarbenen Metall-Gehäuse macht er einen ebenso seriösen wie edlen Eindruck. Auch der außen angebrachte Stift zur Steuerung des Touchscreens verleiht dem Gerät den Hauch des Besonderen. Ob der Visor Edge aber nicht nur gut aussieht, sondern auch im Praxis-Alltag überzeugt, musste er im Test beweisen.
/ Ingo Pakalski
Kommentare News folgen (öffnet im neuen Fenster)

Der Visor Edge besitzt wie der Visor Platinum 8 MByte RAM, einen mit 33 MHz getakteten Dragonball-Prozessor sowie einen monochromen, hintergrundbeleuchteten Touch-Screen mit 16 Graustufen. Die Technik residiert in einem sehr dünnen, kleinen Metall-Gehäuse: Bei einer Kantenlänge von etwa 120 mm und einer Breite von knapp 80 mm ist das Gerät nur 11 mm dick.

Diese geringen Außenmaße gehen leider auf Kosten der Funktionalität: Der Edge kann nicht mehr - wie alle übrigen Visor-Modelle - ein Springboard-Modul im Gehäuse aufnehmen, weil die entsprechenden Erweiterungsmodule dafür zu dick sind. Deswegen legt Handspring einen andockbaren Springboard-Slot aus Plastik bei, der allerdings die geringe Bauhöhe des Geräts wieder zunichte macht und den Visor Edge damit sogar rund 10 mm dicker macht als einen Visor Deluxe.

Außerdem bringt das Anstöpseln des Springboard-Zusatzes einen weiteren Nachteil mit sich: Der Deckel zum Schutz des Displays und gegen das versehentliche Einschalten des Geräts kann nicht mehr verwendet werden. Die Deckelhalterung und der Anschluss für die Springboard-Erweiterung teilen sich den gleichen Einschub. Wer den Deckel ohnehin nicht verwendet, findet im Edge-Karton einen Plastikdeckel, der die Einschub-Leiste für den Springboard-Slot vor Beschädigung und Verschmutzung schützt.

Wohl damit die Springboard-Halterung am Gerät Platz findet, verlagerte Handspring den Stift aus dem Gerät heraus und brachte ihn außen an der rechten Gehäuse-Seite unter. Allerdings hätten die Gerätedesigner hier besser einen anderen Weg gehen sollen: Denn das Lösen und Einklinken des Stiftes fällt selbst nach einiger Übung ziemlich schwer. Zum Herausnehmen muss man den Stift beim Edge nach oben ziehen und gleichzeitig einen Knopf zum Lösen der Einrastung herunterdrücken. Das Einklinken des Stiftes erfordert hingegen das genaue Treffen einer recht schmalen Führungsschiene. Bei den übrigen PDAs von Handspring und Palm deponiert man den Stift in einem kleinen Schacht innerhalb des Gehäuses, wodurch man den Stift kinderleicht entnimmt oder wieder einsteckt.

Der Vollmetall-Stift liegt gut in der Hand, besitzt jedoch leider keinen Reset-Pin, so dass die magische Büroklammer wieder neue Macht erlangt: Bei einem Absturz des PalmOS kann man den PDA erst wieder durch einen Reset zum Leben erwecken. Damit man den Reset-Knopf nicht versehentlich betätigt, ist er nur über ein schmales Loch auf der Gehäuserückseite erreichbar, wo gerade mal die Spitze einer Büroklammer hineinpasst.

Alternativ hilft hier die kostenlose Hackmaster-Erweiterung Crash(öffnet im neuen Fenster) von Daniel Seifert: Das Tool initialisiert selbsttätig einen Reset, wenn der Palm durcheinander kommt. Dadurch braucht man den Reset-Knopf seltener zu betätigen und damit ist Crash nicht nur für Besitzer des Visor Edge ein nützliches Werkzeug.

Sehr zum Bedauern mussten wir feststellen, dass Handspring es bezüglich der unteren PDA-Anschlussleiste Palm gleichtut: Auch der Visor Edge ist inkompatibel zu entsprechenden Erweiterungen für die übrigen Visor-PDAs. Wer bisher Visor-Zubehör, wie etwa die Stowaway-Klapptastatur , besitzt, kann diese am Edge vorerst nicht benutzen, bis vielleicht Drittanbieter passende Adapter anbieten. Auch Palm verärgerte erst kürzlich wieder seine Kundschaft, weil auch die neue 500er-Reihe wieder einen anderen Anschluss verpasst bekam und damit inkompatibel zu allen bisherigen PDAs von Palm ist.

Handspring entwarf für den Edge auch eine neue USB-Docking-Station, die trotz geringer Größe sehr stabil steht. Das verdankt die elegante Cradle dem Einsatz von beschwerendem Metall, das von transparentem, dunklem Plastik umhüllt ist. Darüber synchronisiert der Edge nicht nur seine Daten mit dem PC, sondern lädt auch den fest eingebauten internen Lithium-Ionen-Akku auf. Auf Reisen muss man leider auch die Docking-Station zum Laden einpacken, weil sich das Netzteil nicht direkt an den Edge anschließen lässt.

Auf der Software-Seite hat Handspring ein weiter aufgebohrtes PalmOS 3.5 integriert, das auf die Versionsnummer 3.5.2H hört. Außer den älteren bekannten Zusatzfunktionen der Visor-Geräte besitzt der Edge zwei weitere Optimierungen: Ein stiller Alarm macht sich über die blinkende Lade-LED bemerkbar, was auch bei geschlossenem Deckel auffällt. Bei einem Meeting kann man sich so ohne Lärmbelästigung an einen Termin erinnern lassen. Apropos Lärm: Der Edge-Alarm tönt in der Maximal-Einstellung wesentlich lauter als von anderen PalmOS-PDAs. So hört man einen Alarm auch, wenn der PDA tief in der Manteltasche steckt. Als weitere Software-Funktion besitzt das Adressbuch eine durchdachte Schnellsuche, die man über die Hardware-Tasten steuert und so den Griff zum Stift umgeht.

Wie bei allen Visor-Modellen liegt auch dem Edge bedauerlicherweise kein gedrucktes Handbuch bei, sondern lediglich eine Kurzreferenz. Das komplette Handbuch befindet sich nur als PDF-Datei auf der CD-ROM. Hier macht Palm Handspring vor, wie es gemacht wird: Als einzige Ausnahme liegen nur den Einsteiger-PDAs m100 und m105 von Palm keine gedruckten Anleitungen bei.

Der Visor Edge soll in Deutschland ab Anfang April zum Preis von 999,- DM in den Regalen stehen. Außer in Silber, bietet Handspring auch Varianten in Blau und Rot an.

Fazit:

Wer bewusst einen Handspring-PDA wählt, weil er die Erweiterungsmöglichkeiten über den Springboard-Steckplatz mehr als nur sporadisch nutzen möchte, wird mit dem Visor Edge nicht glücklich: Denn der Einsatz der Erweiterungsmodule macht die geringe Bauhöhe des PDAs zunichte und man muss auf den schützenden Deckel verzichten. Hier rächt sich, dass die Springboard-Module für den PDA-Einsatz doch recht groß ausfallen.

Hier schlägt Palm einen anderen Weg ein und umgeht damit die Probleme, die Handspring jetzt hat: Die kürzlich vorgestellten PDAs m500 und m505 von Palm verfügen über einen SD-Karteneinschub. Zwar wird Palm allgemein dafür gescholten, jetzt einen weiteren Erweiterungsstandard in die Palm-Welt einzuführen, aber da diese Karten klein und schmal sind, lassen sie sich ohne Schwierigkeiten auch in kleinen Gehäusen unterbringen, wie die neue m500er-Reihe von Palm zeigt.

Auch wirkt der Visor Edge gegenüber dem vergleichbaren m500 schon fast antiquiert: Der PDA von Palm nutzt bereits das PalmOS in der Version 4.0, was unter anderem zusätzlich zum stillen Alarm auch einen Vibrationsalarm besitzt und ist zudem mit einem modernen Lithium-Ionen-Polymer-Akku ausgestattet. Da Handspring selbst dem teuren Visor Edge keine Update-Möglichkeit bietet, bleibt dem Edge der Weg zum PalmOS 4.0 auch in Zukunft verschlossen.


Relevante Themen