Test: Visor Edge - Neuer Edel-PDA von Handspring

Diese geringen Außenmaße gehen leider auf Kosten der Funktionalität: Der Edge kann nicht mehr - wie alle übrigen Visor-Modelle - ein Springboard-Modul im Gehäuse aufnehmen, weil die entsprechenden Erweiterungsmodule dafür zu dick sind. Deswegen legt Handspring einen andockbaren Springboard-Slot aus Plastik bei, der allerdings die geringe Bauhöhe des Geräts wieder zunichte macht und den Visor Edge damit sogar rund 10 mm dicker macht als einen Visor Deluxe.
Wohl damit die Springboard-Halterung am Gerät Platz findet, verlagerte Handspring den Stift aus dem Gerät heraus und brachte ihn außen an der rechten Gehäuse-Seite unter. Allerdings hätten die Gerätedesigner hier besser einen anderen Weg gehen sollen: Denn das Lösen und Einklinken des Stiftes fällt selbst nach einiger Übung ziemlich schwer. Zum Herausnehmen muss man den Stift beim Edge nach oben ziehen und gleichzeitig einen Knopf zum Lösen der Einrastung herunterdrücken. Das Einklinken des Stiftes erfordert hingegen das genaue Treffen einer recht schmalen Führungsschiene. Bei den übrigen PDAs von Handspring und Palm deponiert man den Stift in einem kleinen Schacht innerhalb des Gehäuses, wodurch man den Stift kinderleicht entnimmt oder wieder einsteckt.
Alternativ hilft hier die kostenlose Hackmaster-Erweiterung Crash(öffnet im neuen Fenster) von Daniel Seifert: Das Tool initialisiert selbsttätig einen Reset, wenn der Palm durcheinander kommt. Dadurch braucht man den Reset-Knopf seltener zu betätigen und damit ist Crash nicht nur für Besitzer des Visor Edge ein nützliches Werkzeug.
Sehr zum Bedauern mussten wir feststellen, dass Handspring es bezüglich der unteren PDA-Anschlussleiste Palm gleichtut: Auch der Visor Edge ist inkompatibel zu entsprechenden Erweiterungen für die übrigen Visor-PDAs. Wer bisher Visor-Zubehör, wie etwa die Stowaway-Klapptastatur , besitzt, kann diese am Edge vorerst nicht benutzen, bis vielleicht Drittanbieter passende Adapter anbieten. Auch Palm verärgerte erst kürzlich wieder seine Kundschaft, weil auch die neue 500er-Reihe wieder einen anderen Anschluss verpasst bekam und damit inkompatibel zu allen bisherigen PDAs von Palm ist.
Auf der Software-Seite hat Handspring ein weiter aufgebohrtes PalmOS 3.5 integriert, das auf die Versionsnummer 3.5.2H hört. Außer den älteren bekannten Zusatzfunktionen der Visor-Geräte besitzt der Edge zwei weitere Optimierungen: Ein stiller Alarm macht sich über die blinkende Lade-LED bemerkbar, was auch bei geschlossenem Deckel auffällt. Bei einem Meeting kann man sich so ohne Lärmbelästigung an einen Termin erinnern lassen. Apropos Lärm: Der Edge-Alarm tönt in der Maximal-Einstellung wesentlich lauter als von anderen PalmOS-PDAs. So hört man einen Alarm auch, wenn der PDA tief in der Manteltasche steckt. Als weitere Software-Funktion besitzt das Adressbuch eine durchdachte Schnellsuche, die man über die Hardware-Tasten steuert und so den Griff zum Stift umgeht.
Der Visor Edge soll in Deutschland ab Anfang April zum Preis von 999,- DM in den Regalen stehen. Außer in Silber, bietet Handspring auch Varianten in Blau und Rot an.
Fazit:
Wer bewusst einen Handspring-PDA wählt, weil er die Erweiterungsmöglichkeiten über den Springboard-Steckplatz mehr als nur sporadisch nutzen möchte, wird mit dem Visor Edge nicht glücklich: Denn der Einsatz der Erweiterungsmodule macht die geringe Bauhöhe des PDAs zunichte und man muss auf den schützenden Deckel verzichten. Hier rächt sich, dass die Springboard-Module für den PDA-Einsatz doch recht groß ausfallen.
Auch wirkt der Visor Edge gegenüber dem vergleichbaren m500 schon fast antiquiert: Der PDA von Palm nutzt bereits das PalmOS in der Version 4.0, was unter anderem zusätzlich zum stillen Alarm auch einen Vibrationsalarm besitzt und ist zudem mit einem modernen Lithium-Ionen-Polymer-Akku ausgestattet. Da Handspring selbst dem teuren Visor Edge keine Update-Möglichkeit bietet, bleibt dem Edge der Weg zum PalmOS 4.0 auch in Zukunft verschlossen.



