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AOL-Chef Heddendorp: Telekom gefährdet Internet-Wirtschaft

Heddendorp: "Die Neue Ökonomie wird vom Internet getragen". Nach Überzeugung des Chefs von AOL Deutschland, Uwe Heddendorp, gefährdet die Deutsche Telekom durch ihre Blockadepolitik beim Thema Großhandels-Flatrate die Stellung der deutschen Wirtschaft im internationalen Vergleich. Die New Economy werde in großem Umfang vom Internet getragen. Es sei nicht nur Motor für die Märkte der Zukunft, sondern bestimme deren Rahmenbedingungen maßgeblich mit.
/ Andreas Donath
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Nach Ansicht des AOL-Chefs sei es "kein gutes Signal" , dass die Deutsche Telekom nach dem Kölner Verwaltungsgerichts-Urteil von vergangener Woche weitere gerichtliche Schritte plane. Bislang habe sie lediglich ein Schein-Angebot für eine Großhandels-Flatrate gemacht, das für keinen anderen Anbieter außer T-Online geeignet sei. Anlass der Äußerungen des Deutschland-Chefs von AOL ist eine Vortragsreihe an deutschen Universitäten, in denen Heddendorp über notwendige Rahmenbedingungen für die Entwicklung der Internetgesellschaft in Deutschland spricht.

"Nur wenn die deutsche Wirtschaft die ökonomischen und sozialen Potenziale des Internet erkennt, wird sie sich auf Dauer in den Weltmärkten durchsetzen" , sagte Uwe Heddendorp bei seiner heutigen Gastvorlesung an der Universität Hamburg im Rahmen der "Medienwissenschaftlichen Kolloquien" des Hans-Bredow-Instituts. "Obwohl wir ein Land der Hochtechnologie sind, hinken wir bei der Verbreitung des Internets weit hinterher" , sagte Heddendorp.

Die hohen, minutengetakteten Telefongebühren schreckten viele Verbraucher ab, sich ungezwungen im Internet zu bewegen. In diesem Zusammenhang verglich er den Internet- mit dem Fernsehkonsum: "Sie schalten auch nicht das Fernsehen ein und fragen sich, kann ich es mir finanziell leisten, die Sendung bis zum Ende anzusehen?" Dies, so Heddendorp, sei jedoch die Situation des Internets in Deutschland.

Die Entwicklungschancen des Internets in Deutschland hängen nach Auffassung des AOL-Chefs von der Verbreitung neuer Informationstechniken und deren effektiver Nutzung ab. "Telekommunikationsleitungen" , so Heddendorp, "sind die Lebensadern der Internetgesellschaft."

Ein funktionsfähiger Wettbewerb auf den Telekommunikations-Vorleistungsmärkten sei die entscheidende Voraussetzung für neue Arbeitsplätze, für neue und innovative Dienste und sinkende Preise. Obwohl diese Zusammenhänge kein seriöser Marktbeobachter bestreite, verhindere die Deutsche Telekom mit ihrer Marktpolitik den Durchbruch in der Internetwirtschaft in Deutschland. Heddendorp: "98 Prozent aller Ortsanschlüsse sind nach wie vor in der Hand des ehemaligen Staatsmonopolisten. Und während wir noch darum kämpfen, die alten Monopolstrukturen soweit aufzubrechen, dass ein sich selbst tragender Wettbewerb möglich wird, baut die Telekom bereits an einer neuen Monopolstellung im DSL-Markt."

Trotz neuer, breitbandiger Angebote würden aber auch noch in fünf Jahren circa 85 Prozent aller Internetzugänge über das Schmalband erfolgen, wie Untersuchungen zeigten. "Ein günstiger, berechenbarer Internetzugang in Form einer echten Flatrate bleibt also ganz oben auf der Agenda des Wirtschaftsstandortes Deutschland" , so Heddendorp.


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