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Reportage: Berlin - Ein Hacker-Standort

Bericht vom 17. Chaos Communications Congress in der Hauptstadt. Bereits zum siebzehnten Mal jährt sich nun schon der Chaos Communications Congress, zum dritten Mal ist er in der Hauptstadt zu Gast. Bis zu 3000 Datenforscher werden dort in dieser Woche erwartet.
/ Christian Klaß
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"Mario-Kart-Meisterschaften. Mitarbeiter von Berliner Start-ups sind von der Teilnahme ausgeschlossen" , heißt es im eigenen Kongress-Programm (" Fahrplan(öffnet im neuen Fenster) ") der versammelten weiblichen Hackerinnen, auch Haecksen genannt. Die neue Wirtschaft hat's nicht leicht mit diesen Hackern und Haecksen, die sich noch bis zum Freitag im Haus am Köllnischen Park gleich neben der historischen Mitte der Hauptstadt tummeln. Der siebzehnte Aufguss des Chaos Communication Congress bietet Altbewährtes, aber auch jede Menge neuer Anregungen. Und so konnte man dem Ehrenvorsitzenden des Chaos Computer Club(öffnet im neuen Fenster) (CCC), Wau Holland, nur beipflichten, als er sagte, der Geist habe sich seit 1983 gehalten.

Selbiger hat vor allem mit Entdeckerneugier zu tun. Dank Internet und Open Source fällt die Hackersaat auf fruchtbaren Boden. Jedes Jahr sind neue, jüngere Gesichter auf dem traditionsreichen Kongress zwischen Weihnachten und Neujahr vertreten. Und ein neues Hobby haben die in der Mehrzahl noch immer männlichen Besucher zwischen 15 und 35 mit ihren natürlich unter Linux operierenden Laptops auch entdeckt: Drahtloses Internet. Das ganze Gelände ist mit Basisstationen vollgestopft, kaum ein Raum, der unversorgt sein soll.

Natürlich bleibt von der theoretischen Datenrate von bis zu 11 Megabit pro Sekunde faktisch nicht mehr viel übrig, wenn die Frequenzen sich der Kapazitätsgrenze entgegenneigen. "Ich erhalte hier maximal 0,5 Megabit. Wenn viele Nutzer im Raum sind, geht der Durchsatz herunter" , so ein etwas enttäuschter Besucher, der die 340 Mark Kaution nicht scheute, um sich eine " Wavelan(öffnet im neuen Fenster) "-Karte von Orinoco zu leihen, die noch während des ganzen Kongresses im Chaos-Archiv ausgegeben werden sollen. Diese Hardware dürfte trotzdem das Zeug zum "Accessoire des Jahres" haben.

Recht spannend auf einem Hackertreffen bleibt natürlich, dass der gesamte Wireless-Netzverkehr grundsätzlich unverschlüsselt durch den Raum schwirrt - die Standardausrüstung aller computerisierten Kongressbesucher, der Packetsniffer, liest dementsprechend mindestens die Web-Bewegungen aller Laptops in der selben Funkzelle mit. Wer in einem solchen Ambiente ohne Krypto-Tools wie SSH irgendwelche Passwörter überträgt, handelt sowieso grob fahrlässig. Spaßig ist auch, dass es gefakte DHCP-Server gibt, die falsche IP-Adressen vergeben.

Wer sich nach vielen interessanten Workshops und Lesungen am ersten Abend dann doch noch etwas Ruhe gönnen wollte, anstatt im Hackcenter oder per Wavelan seinem Nachbarn das Root-Passwort abzuluchsen, konnte sich im Hauptsaal mit Freedom Downtime(öffnet im neuen Fenster) einen der besten Hackerfilme der letzten Zeit ansehen. Regisseur und " 2600(öffnet im neuen Fenster) "-Mastermind Emmanuel Goldstein war sogar live dabei, um das zweistündige Werk zu kommentieren und anschließende Fragen zu beantworten. In dem Streifen geht es um die Befreiungskampagne für den wohl berühmtesten aller US-Hacker, Kevin Mitnick.

Weiteres zum Chaos Communication Congress findet sich im Golem.de-Event-Kalender und dem CCC-Webserver(öffnet im neuen Fenster) . Das Hackcenter ist übrigens voll belegt, Neuankömmlinge sollten auf Wireless-LAN und Laptop setzen. [von Ben Schwan]


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