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Spieletest: Flying Fortress B-17 - The Mighty Eighth

Bombenschlacht aus dem Zweiten Weltkrieg. Aus gutem Grund sind die meisten militärischen Flugsimulationen auf Jagdflugzeuge ausgerichtet und weniger auf Bomber. Microprose hat sich jetzt mit der B-17 an einem der berühmtesten amerikanischen Bomber des Zweiten Weltkrieges versucht. Herausgekommen ist ein Spiel, dass in seiner Komplexität kaum noch zu übertreffen ist.
/ Andreas Donath
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Die gut 150 Seiten Handbuch und die fast DIN-A2 große Referenzkarte lassen den Action-verwöhnten Flieger erzittern - sage und schreibe 130 Keyboard-Shortcuts stehen für die Steuerung der fünf Flugzeugtypen, die gespielt werden können, zur Verfügung. Neben der namensgebenden B-17 Flying Fortress sind dies auf amerikanischer Seite die zweimotorige p-38, die P-51, die P-47 und auf deutscher Seite die Bf-109, die FW-190 sowie die Me-262.

Neben diversen Cockpit- und Außenansichten sind es bei der B-17 besonders die Stationen des mitfliegenden Personals, die das Spiel zu einer besonderen Flugsimulation werden lassen. Sämtliche Gunner-Positionen, Bombenschützen und Navigatorstationen lassen sich beobachten und auf Knopfdruck übernehmen. Prinzipiell kann man sich auch zurücklehnen und dem Spiel seinen Lauf lassen - die KI steuert sämtliche zehn Positionen im Bomber auch alleine.

Neben einem Schnellstart stehen Trainingsmissionen und historische Szenarien sowie Kampagnen zur Auswahl. Die einfachste Kampagne versetzt den Spieler in die Rolle des Captains einer einzelnen B-17, die er über die historisch 25 Missionen währende Einsatzzeit möglichst heil durch die Lüfte bewegen sollte.

Wer allerdings gleich eine ganze Staffel mit zwölf Maschinen und 120 Mann steuern möchte, wird auch mit Zielauswahl und Anflugtaktik konfrontiert, bei der man selbst aus 200 zur Verfügung stehenden Zielen einige auswählen kann. Die eigentliche Einsatzplanung erfolgt in einem dreidimensionalen Raster, in dem Weg- und Wendepunkte festgelegt sowie Flughöhen definiert werden können. In sehr schön aufgemachten Schwarz-Weiß-Filmchen wird dann das Zielgebiet analysiert und mögliche Abwurfziele festgelegt. Auch die Waffenbestückung kann von ungefähr einem Dutzend unterschiedlicher Bombentypen individuell ausgesucht werden. Exemplarisch für die Detailverliebtheit der Spieleentwickler sei das Feature genannt, jedem einzelnen Crew-Mitglied der Staffel einen eigenen Namen zuzuweisen. Natürlich bekommt auch jede Maschine ihren eigenen Spitznamen und individuelle Nasen-Bemalung, wobei man sogar eigene Entwürfe importieren kann.

Alleine schon die diffizile Startsequenz der vier Motoren dürfte in der Startphase den Hobbyspieler nahe an den Rand des Nervenzusammenbruchs führen. Nicht nur die Gemischaufbereitung, Zündfolge, Umdrehungszahl und Kühlersteuerung, sondern auch die Startreihenfolge der einzelnen Maschinen gilt es zu beachten. Richtig anspruchsvoll wird dann nach erfolgtem Start die Gruppenbildung, die die Simulation zum Glück auch eigenständig beherrscht. Da benötigt man nicht nur Zielgenauigkeit an der Flak oder im Abfangjäger, alleine schon das Kollidieren mit Maschinen aus dem Verband dürfte anhand der Windverhältnisse, ausfallenden Motoren und fehlerhafter Trimmung in der Anfangszeit die meisten Missionen erfolgreich verhindern.

Je nach eingestelltem Detailgrad sind neben Rauch- und Kondensstreifenbildung auch individuelle Beschädigungen wie Flak-Treffer und Granateinschläge zu beobachten.

Die Spieledesigner haben neben einem hohen Detailgrad auch auf das Bordleben einen hohen Wert gelegt - in ruhigen Phasen strecken sich die Akteure im engen Flugzeug, während in hektischen Phasen angestrengtes Ausschauhalten angesagt ist. Dass auch Verwundungen realitätsnah simuliert werden, dürfte hier niemanden mehr verwundern.

Die Geräuschkulisse im Spiel ist zwar auf den ersten "Blick" überwältigend, doch nerven das laute Motorengeräusch und die Bordfunk-Gespräche recht schnell. Zum Glück gibt es eine Abschaltfunktion. Neben der B-17 kann man auch den Jägerbegleitschutz sowie feindliche Jäger jederzeit selbst spielen.

Fazit:
Das Spiel ist für den auf schnelle Ergebnisse fixierten Flugsimulator-Fan sicherlich auf Grund seines Komplexitätsgrades nicht geeignet. Auch der hartgesottene Handbuch-Freak wird einige Zeit benötigen, um einigermaßen mit den gebotenen Möglichkeiten umgehen zu können. Bei The Flying Fortress: B-17 stellt sich eindeutig die Frage nach einem Realitäts-Overkill. Was nutzt die fein herausgearbeitete Nachbildung der Bordelektrik, wenn man immer wieder im Handbuch oder der Referenzkarte die verschiedenen Optionen heraussuchen muss - und damit das halbe Spiel versäumt.

Leider ist der Multiplayermodus nicht im Spiel integriert - obwohl es sicher gerade bei einem Bomber Sinn gemacht hätte, eine Flying Fortress mit mehreren echten Spielern zu bestücken. Auch die gemeinsame Jagd auf einen Bomberverband oder die Verteidigung desselben hätten den Spielspaß mit Sicherheit deutlich erhöht.

Die Systemanforderungen rangieren je nach gewünschtem Detailgrad und der Anzahl gleichzeitig angezeigter Flugzeuge zwischen anspruchsvoll und enorm aufwendig. Unter einem Pentium 450 mit 128 MB RAM und einer schnellen Grafikkarte wie der TNT2-Familie sollte man sich lieber nicht ins Cockpit schwingen.


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