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Test: Opera 5.0 für Windows

Hohe Geschwindigkeit und geringer Ressourcenbedarf zeichnen den Browser aus. Seit dem 6. Dezember 2000 steht Opera auch als kostenlose, werbefinanzierte Version zum Download für jedermann bereit. Damit beginnt womöglich ein neues Kapitel im Browser-Krieg. Auf jeden Fall braucht sich der norwegische Browser nicht vor den beiden Konkurrenten Internet Explorer und Netscape zu verstecken, denn so schnell und ressourcensparend ist keiner der beiden Browser-Boliden. Auch sonst macht Opera einiges anders...
/ Ingo Pakalski
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Opera besitzt als auffälligsten Unterschied eine MDI-Oberfläche (Multiple Document Interface). Das bedeutet, neue Fenster erscheinen innerhalb des Hauptfensters in Unterfenstern. Internet Explorer und Netscape öffnen hingegen für jedes weitere Fenster eine neue Browser-Instanz, wodurch die Windows-Taskleiste schnell unübersichtlich wird. Die MDI-Variante spart zudem Grafik- und Speicher-Ressourcen und sorgt für einen schnelleren Bildschirmaufbau. Innerhalb des Hauptfensters enthält Opera seit der Version 4 eine eigene Taskbar, um bequem zwischen den Webseiten zu wechseln.


Für die Version 5 integrierte Opera eine vereinfachte Internet-Suche: Neben dem Adressfeld befindet sich nun ein Suchfeld, in das man einfach seine Suchbegriffe einträgt, die der Browser dann an die ausgewählte Suchmaschine weiterreicht. Ein Button neben dem Suchfeld bestimmt, welche Suchmaschine verwendet wird: Neben Google, HotBot und AltaVista listet Opera auch spezielle Suchhelfer, etwa für MP3-Dateien, Domains oder Bücher.

Wen das Suchfeld stört, kann dieses ausblenden, ohne auf den Such-Komfort zu verzichten: Denn alternativ gibt man den Suchbegriff im Adressfeld mit einem vorangestellten Buchstaben ein. Dieser Buchstabe verrät Opera, welche Suchmaschine benutzt werden soll. So bedeutet "g golem", dass der Begriff golem an Google weitergeleitet wird. Die Parameter-Einstellungen enthalten eine Übersicht der verschiedenen Suchmaschinen, die sich aber leider nicht ändern lassen.


Weniger gelungen ist der ICQ-Client, den die 5er-Version erstmals enthält. Er besitzt nur rudimentäre Chat-Funktionen, so dass der Client erfahrene ICQ-Chatter kaum begeistern kann. Besonders unglücklich: Eingehende Chat-Nachrichten sieht man nur, wenn Opera die gerade aktive Anwendung ist.

Anders als bei den beiden Konkurrenten Internet Explorer und Netscape können bei Opera die Bildlade-Parameter zwischen einzelnen Fenstern variieren: Jedes Browser-Fenster besitzt einen Knopf, der zwischen drei Optionen umschaltet: keine Bilder darstellen, nur gespeicherte Bilder anzeigen und alle Bilder laden.

Auf Wunsch speichert Opera die derzeit geöffneten Seiten und lädt diese beim nächsten Start des Browsers automatisch. Dabei merkt sich der Norweger auch die eingestellten Bildlade-Optionen der einzelnen Seiten.


Als weitere Besonderheit öffnet Opera alle Lesezeichen eines Bookmark-Ordners bei Bedarf mit einem einzigen Mausklick. Packt man häufig besuchte News-Seiten in ein Verzeichnis, genügt ein Klick, um alle Seiten zu laden. Für Umsteiger von einem anderen Browser importiert Opera die Netscape-Lesezeichen und die Favoriten des Internet Explorers.

Einzelnen Lesezeichen kann man Kürzel verpassen, die man statt der Web-Adresse in die Adressleiste einträgt und so die entsprechende Seite aufruft. Schön wäre es, wenn man in den Lesezeichen auch Bildlade-Optionen festlegen könnte.

Selbst bei der Definition einer Startseite überflügelt der Norweger die amerikanische Konkurrenz: Außer einer globalen Startseite gibt es auch eine weitere Fenster-gebundene Anfangsseite, die nur im gerade geöffneten Fenster gilt. So können zum Beispiel in zehn Opera-Fenstern jeweils zehn unterschiedliche lokale Startseiten beim Klick auf den Home-Button erscheinen. Fenster, denen keine lokale Startseite zugewiesen wurden, öffnen stattdessen immer die globale Startseite.

Als weiteres Alleinstellungsmerkmal lässt sich Opera komplett über die Tastatur bedienen - sogar innerhalb von Webseiten. Das Hilfe-Menü enthält daher auch einen Extra-Punkt zur Erläuterung der Tastenbelegung. Hier sollte man auf jeden Fall einmal einen Blick hineinwerfen.

Etwas versteckt findet man hier auch eine Funktion, die kein anderer Browser bietet: Hält man beim Klick auf einen Link die Umschalt- und Strg-Taste gedrückt, lädt Opera die entsprechende Seite im Hintergrund, so dass die aktive Seite im Vordergrund bleibt. So klappert man bequem mehrere Links auf einer Seite ab, ohne ständig die Ausgangsseite aufrufen zu müssen.

Auch der integrierte Mail-Client kann sich sehen lassen: Er verwaltet mehrere Postfächer, die über POP3 angesprochen werden. IMAP beherrscht der Mailer nicht und importiert Nachrichten aus Outlook Express und Eudora. Ansonsten umfasst er alle notwendigen Mail-Funktionen, wie etwa Suchen, Filtern und sogar Redirect. Eine Möglichkeit, die man in der aktuellen Netscape-Version immer noch schmerzlich vermisst. Auf Wunsch überprüft Opera die Postfächer regelmäßig auf eingehende E-Mails. Wer sich mit dem Mail-Client trotzdem nicht anfreunden kann, bindet einfach ein Mail-Programm seiner Wahl ein.

Außerdem speichert Opera Webseiten auf Wunsch mit korrekt verlinkten Bildern, bietet eine Druckvorschau und arbeitet im Offline-Modus. Der Browser besitzt zudem eine zuschaltbare AutoComplete-Funktion, wie man es vom Internet Explorer kennt. Wer das nicht mag, sollte es mal mit der "manuellen Vervollständigung" versuchen: Gibt man etwa microsoft im Adressfeld ein, fügt Opera automatisch ein www und com hinzu. Dabei sind die Zusätze www und com beliebig veränderbar.

Befinden sich auf dem System bereits Netscape-Plug-Ins, bindet Opera diese automatisch ein. Ansonsten installiert man Netscape-Erweiterungen nachträglich. Die umfangreiche Online-Hilfe von Opera kommt immer noch mit eigener Oberfläche daher und klinkt sich nicht in die normale Windows-Hilfe ein, was recht ungewohnt ist.

Als sehr nützlich erweist sich auch der "Masken-Modus" von Opera: Denn der Browser verstellt sich dann und tarnt sich als Internet Explorer 5 oder als Netscape-Browser. Damit verlieren Seiten mit Browser-Weichen ihren Schrecken.

Ein Download-Manager gehört bei Opera schon lange zum Lieferumfang. Er nimmt auch abgebrochene Downloads wieder auf und zeigt alle anstehenden Downloads übersichtlich an. Als einziges Opera-Fenster lässt sich dieses aus der MDI-Oberfläche auskoppeln, so dass es als separater Task erscheint.


Eine Vorbildrolle nimmt Opera bei der Umsetzung der verschiedenen Web-Standards ein: Er beherrscht HTML 4.01, CSS1, CSS2, XML, 128-Bit-Verschlüsselung, JavaScript 1.3 und auch ECMAScript, das standardisierte JavaScript. Für sicherheitsbewusste Surfer erweist sich die Cookie-Verwaltung als Leckerbissen: Man bestimmt in einer Übersicht, bei welchen Servern Cookies angenommen oder abgelehnt werden. Ebenfalls sehr praktisch: Opera kann allen Webseiten verbieten, weitere Fenster zu öffnen, so dass man vor aufpoppenden Werbe-Fensterchen häufig verschont bleibt.

Fazit:
Da Opera viele Dinge anders anpackt, als man es von den beiden anderen Browsern gewohnt ist, muss man sich an manches erst gewöhnen, wozu mit Sicherheit die MDI-Oberfläche zählt. Viele andere Funktionen begeistern jedoch auf Anhieb, so dass man nur ungern zu einem der beiden Browser-Boliden von Microsoft oder Netscape zurückkehren möchte. Denn mit Opera erhält man ein flinkes und ressourcenschonendes Browser-Paket, wie es weder Microsoft noch Netscape bieten. Im Test stürzte die 5er-Version von Opera leider einige Male ab. Aber der Hersteller will zügig Bugfixes bereitstellen.

Kommentar:
Wenn so manche Webseite mit Opera etwas merkwürdig aussieht, trifft den Browser übrigens in den wenigsten Fällen die Schuld dafür. Denn dieser richtet sich recht rigoros nach den W3C-Standards, ganz im Unterschied zu Netscape und Internet Explorer. Den beiden ist es zu verdanken, dass viele Webseiten in ihnen unterschiedlich aussehen und es zu einem Krampf wird, Webseiten zu gestalten, die in allen Browsern in gleicher Aufmachung erscheinen. Wer etwa mit dem neuen Netscape 6 durchs Netzt surft, wird auch schnell auf einige merkwürdig aussehende Seiten stoßen.


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