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Informatikfakultäten der Universitäten schlagen Alarm

Fakultätentag empfiehlt Numerus clausus gegen überfüllte Lehrsäle. Auf der 52. Plenarsitzung des Fakultätentages Informatik, die heute in der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg stattfand, schlugen die versammelten Mitglieder Alarm: Auf Grund der hohen Studienanfängerzahlen fehlen in den Informatikfachbereichen der Hochschulen und Universitäten über 500 benötigte, zusätzliche Professuren.
/ Christian Klaß
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In der Erklärung des Fakultätentages Informatik heißt es, dass unsere Gesellschaft schon heute einen Nachholbedarf von vielen Zehntausend Fachkräften der Informatik mit einer universitären Ausbildung habe. Es sei daher außerordentlich zu begrüßen, "dass sich die Zahl der Studienanfänger(innen) in Informatik und eng verwandten Studiengängen in den letzten fünf Jahren von rund 4.000 auf über 15.500 im Jahre 2000 etwa vervierfacht hat" . Obwohl diese den Bedarf in den kommenden Jahrzehnten vermutlich noch nicht decken werden, zeige dieser Anstieg jedoch eine "zukunftsorientierte Bewusstseinsänderung" bei den Jugendlichen.

Während diese Entwicklung zwar seit den 80er-Jahren prognostiziert wurde, schlage sie sich seit 1996 in Wachstumsraten von durchschnittlich 35 Prozent pro Jahr bei den Informatikstudierenden der Universitäten nieder. Nichtsdestotrotz würden Politik und Hochschulen kaum bzw. mit völlig unzureichenden Maßnahmen reagieren.

"Die Anzahl der Stellen stagniert, Sachmittel, Investitionen und Räumlichkeiten werden nicht ausgebaut. Die Situation der weit überlasteten Informatikfakultäten ist alarmierend, die verzögernde Haltung von Politik und Hochschulen ist nicht nachvollziehbar" , erklärte der Fakultätentag Informatik heute und fordert den unverzüglichen Ausbau der Informatik an den deutschen Universitäten, insbesondere die Schaffung (oder Umwidmung) von mindestens 500 neuen Professuren zusammen mit Stellen für das Folgepersonal und der notwendigen Ausstattung und Infrastruktur.

Dabei soll die Bewerberlage für Informatikprofessuren im Moment recht gut sein, da in den 80er-Jahren viele Wissenschaftler(innen) ausgebildet wurden, die nun zur Verfügung stehen würden. Dagegen seien wissenschaftliche Mitarbeiterstellen zur Zeit eher schwer zu besetzen. "Wenn jedoch umgehend Professuren eingerichtet werden, so kann in einigen Jahren aus den heutigen starken Jahrgängen der benötigte wissenschaftliche Nachwuchs gewonnen werden" , heißt es in der Erklärung. Hier sei jedoch ein rasches Handeln erforderlich, da die gegebene Chance sonst vergehen und zu einer Erschwerung der dringend erforderlichen qualifizierten Ausbildung der Informatikfachkräfte führen würde.

Auf wenig Gegenliebe bei den Studenten wird wohl die Einführung eines Numerus clausus stoßen, die der Fakultätentag denjenigen Hochschulen empfiehlt, die ihre Informatik-Fakultäten nicht angemessen ausbauen werden. Unis, an denen die Überlast schon jetzt kaum noch eine geordnete Ausbildung zulasse, sollten sogar prüfen, ob sie im kommenden Jahr überhaupt Studierende aufnehmen können, um nicht die Qualität der Lehre zu gefährden.

Damit diese Notlösungen jedoch gar nicht erst umgesetzt werden müssen, fordert der Fakultätentag alle Verantwortlichen auf, "diese dem deutschen Wirtschaftsstandort zuwiderlaufende absurde Entwicklung sofort und nachhaltig zu korrigieren" . Fraglich ist nur, wie das bei den von Sparzwängen bedrängten Hochschulen umgesetzt werden soll. Ein Problem, vor dem auch die Wirtschaft ihre Augen nicht verschließen darf.


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