Buch: "Vom Ende der Anonymität" - Die ständige Überwachung
Als vor zwei Jahren die Öffentlichkeit erstmals im großen Rahmen über die Aktivitäten des Echelon-Systems informiert wurde, das von der US-amerikanischen National Security Agency benutzt wird, um die internationale Kommunikation, die über Kommunikations-Satelliten gelenkt wird, abzuhören, wurde ein Großteil der Bevölkerung zum ersten Mal auf die heute möglichen Überwachungstechniken aufmerksam. Seitdem geistern Begriffe wie der "gläserne User" beständig durch die Medien, und die Angst vor einem Informationsmissbrauch ist allgegenwärtig.
Das von der Bonner Journalistin Christiane Schulzki-Haddouti herausgegebene Buch "Vom Ende der Anonymität" widmet sich auf seinen knapp 190 Seiten fünf verschiedenen Themengebieten. Der erste Teil ist dabei mit dem Begriff "Polizei" überschrieben, und in mehreren Aufsätzen verdeutlichen Autoren wie der norwegische Rechtssoziologie-Professor Thomas Mathiesen, wie international operierende Organisationen wie Europol unklare Gesetzestexte zu ihren Zwecken nutzen und Unmengen von persönlichen Informationen zwischen einzelnen Staaten ausgetauscht werden - darunter auch Länder, die der praktischen Ausübung von Menschenrechten nicht allzu viel Bedeutung beimessen.
Das zweite Kapitel widmet sich dem bereits angesprochenen Echelon-System. So beschreibt der neuseeländische Friedensaktivist Nicky Hager, wie er erstmals auf das System aufmerksam wurde und wie er durch seine Recherche immer mehr an sich streng unter Verschluss gehaltene Informationen über die systematische Überwachung sammeln konnte.
Äußerst reizvoll ist das dritte Kapitel, da hier unter dem Begriff "Zukunftslabor" mögliche zukünftige Überwachungstechnologien aufgezeigt werden. Wer hätte etwa gedacht, dass sich Menschen perfekt über ihre Beinbewegungen identifizieren lassen? Oder dass man in Großbritannien Kameras einsetzen will, die auffällige Personen schon erkennen wollen, bevor diese überhaupt auffällig geworden sind?
Im vierten Teil wird dann nochmals ausführlich auf die Bedrohungen der Zivilgesellschaft hingewiesen, bevor im Schlusskapitel versucht wird aufzuzeigen, auf welchem Wege die Öffentlichkeit vor unbefugten Zugriffen auf intime Daten geschützt werden kann.
Das Buch " Vom Ende der Anonymität - Die Globalisierung der Überwachung" (ISBN 3-88229-185-0) ist im dpunkt.verlag erschienen und zum Preis von 29,90 DM im Handel erhältlich. Zum Teil sind die in diesem Buch enthaltenen Beiträge bereits vom Online-Magazin Telepolis veröffentlicht worden.
Kommentar:
Durchaus beängstigend, was die vielen verschiedenen internationalen Autoren und Bürgerrechtsaktivisten in diesem Buch zusammengetragen haben. Mögen auch manche der Artikel ein etwas zu drastisches und pessimistisches Abbild der Realität liefern, macht "Vom Ende der Anonymität - Die Globalisierung der Überwachung" doch auf drastische Art und Weise deutlich, dass diesem Thema bisher eine noch viel zu geringe Öffentlichkeit zuteil wird. Ein lesenswertes, wenn auch nicht immer ganz leicht nachzuvollziehendes Buch.



