SSI bringt die Veteranen zurück an die Front. Das Unternehmen Barbarossa, also der Russlandfeldzug, mit dem Ziel, Lebensraum zu gewinnen und den Bolschewismus auszumerzen, war wohl das größte Desaster des Zweiten Weltkrieges, das seinen Höhepunkt und Ende in der Schlacht um Stalingrad erreichte. Auch über 50 Jahre nach Ende des Krieges wird man ermahnt, dass sich so etwas nie wiederholen darf - für ein Computerspiel scheint das nicht zu gelten.
Der Spieler schickt sich also an, die Truppen auf deutscher oder russischer Seite in die Schlacht zu führen, was allerdings kein leichtes Unterfangen ist. Zwar ist der Schwierigkeitsgrad der vier Kampagnen individuell einzustellen, doch gibt es neben Bewegen und Angreifen so viele zusätzliche Optionen, dass ein Blick ins Handbuch unerlässlich wird.
Im rundenbasierten Spiel zeigt sich, wer ein wahrer Stratege ist. Da will wirklich jeder Schritt gut überlegt sein, da die Truppen für Bewegung und Angriff nur begrenzt über Aktionspunkte pro Runde verfügen können. Einmal gesetzte Fahrzeuge könnten also unter Umständen nicht mehr angreifen oder sich nicht zurückziehen, was fatale Folgen hat. Alle Angriffs- und Verteidigungswerte sind gut aufeinander abgestimmt, so dass der kombinierte Angriff, also mit allen Waffengattungen vom Bomber über Flak und Artillerie zu Panzern und Infanterie, zwingend notwendig ist. Zudem sind Zeit und Material äußerst knapp bemessen.
Einzige Möglichkeit, die Truppen aufzuwerten, sind die individuellen Kommandanten, die mit ihren Fähigkeiten den Handlungsspielraum ihrer Einheit erweitern. Dazu gehört unter anderem der Infiltrator, der Blitzkrieger oder der Überlebende, der selbst dann zurückkehrt, wenn seine Einheit aufgerieben wurde. Weitere strategische Finessen sind Aktionen wie Verschanzen, Tarnen oder Hinterhalt, die auch unbedingt eingesetzt werden müssen, wenn man die vielseitigen Missionsziele erreichen will. Doch selbst wenn man alles bedenkt, macht vielleicht das Wetter einen Strich durch die Rechnung.
Grafisch setzt das Unternehmen Barbarossa auf die moderne 3D-Darstellung. Die Kamera kann um die dreidimensionalen Einheiten, die auf einem nahezu flachen Spielfeld stehen, gedreht, geneigt und gezoomt werden. Allerdings hätte auf diese Funktionen verzichtet werden können, da man ohne Kompass und parallel eingeblendeter Übersichtskarte schnell die Übersicht verliert. Die zwar detaillierten aber recht spärlich mit Animationen versehenen Truppen werden durch das verschwommene Terrain, das an ein Satellitenbild mit schlechter Auflösung erinnert, noch zusätzlich abgewertet. Aber letztendlich steht ja auch die Strategie im Mittelpunkt.
Fazit: Die Meinungen darüber, ob man das Thema Krieg als Spielgrundlage nehmen sollte, sind sicherlich geteilt. Trotzdem macht es einen Unterschied, ob das Programm Science Fiction ist oder reale Ereignisse mit zig Millionen menschlichen Opfern widerspiegelt. Im Sinne der strategischen Spieltiefe ist der Panzer General ein Hit, doch hat man den Film "Stalingrad" gesehen, erscheint das Spiel in einem etwas anderen Licht.